Vermessung des Himmels, Die
Ich bin ein Fan von Wissenschaftssendungen und -Literatur. Es gibt fantastische Umsetzungen, z.B. von Headroom über Leonardo da Vinci. Warum die Autorin vom ZDF »Andrea Wulf ist der neue Star der Sachbuch-Szene« betitelt wird, erschließt sich mir leider nicht. Ich erwarte, auch von einem Sachbuch, spannende Unterhaltung und leichtfüßige Vermittlung von Fakten. Das ist hier aber leider so gar nicht der Fall.
Zum Inhalt: Als sich im Sommer 1769 die Venus vor die Sonne schob, bot sich endlich die Chance zu errechnen, wie groß unser Universum sein könnte. Nach sechs Stunden würde dieses Himmelsphänomen vorbei sein, doch die Vorbereitung zur Beobachtung nahm Jahre in Anspruch. Die Herausforderung war, das das äußerst seltene Himmelsereignis von möglichst vielen und möglichst weit voneinander entfernten Punkten beobachtet werden musste. Zu der damaligen Zeit ein Unternehmen, das einzigartig und schwierig war, gab es doch ungenau Karten, Piraten und schlechtes Wetter, die alles in einem Moment zu Nichte machen konnte.
Die Qualität des Buches an sich ist, wie bei Penguin gewohnt, gut verarbeitet, ein wunderschönes Buchcover, hervorragendes Papier, das sich auch gut anfühlt. Die Farben und der Druck sind makellos, nur der Inhalt, der entfaltet sich zäh zwischen den einzelnen Papierseiten. Die Autorin schafft es einfach nicht den Leser mitzureißen, sich in dieses wissenschaftliche und geschichtsträchtige Ereignis hineinziehen zu können. Der Inhalt bleibt irgendwie staubtrocken und es fehlt die Faszination des größten wissenschaftlichen Abenteuers des 18. Jahrhunderts.
Zudem sind von den 413 Seiten satt 110 Seiten Anhänge, mit allen Beobachten von 1761 und 1769, einem Abkürzungsverzeichnis und Anmerkungen, einer Liste zur weiteren Lektüre empfohlen, Bildnachweis, Bilder im Text und einem Register. Alles gut und schön, gehört natürlich zu einem Wissenschaftsbuch, aber eben auch das mitreißende, das fantastische, das problematische einer solchen, weltumspannenden Aktion, gerade zu den damaligen Zeiten. All das ist zwischen den Seiten einfach nicht enthalten und macht das Lesen zu einem zähen Ereignis.