von Christoph Scheuermann

 

Bevor es zum Brexit kam, hatte Christian Scheuermann bereits seine Reportage begonnen. Und begonnen hatte alles mit der Frage eines Bekannten: "Was ist eigentlich mit den Briten los?“ Und so begann der Reporter durchs Land zu reisen und aufzuschreiben, was die merkwürdigen Briten so alles anstellen und wie sie ticken.

Um die oben erwähnte Frage zu klären, ist Christoph Scheuermann kreuz und quer über die Insel gereist, von Südengland bis in die schottischen Highlands. Er diniert mit den Fulfords, einer chaotischer Familie aus dem verarmten Landadel, er feiert in Yorkshire mit hysterischen jungen Frauen einen Junggesellinnenabschied, er sucht nach Ufos, vergrabenen Schätzen und dem Geheimnis royalen Smalltalks. Sein Buch ist eine Sympathiekundgebung an ein schräges Volk, dass man trotz - oder wegen - seiner Skurrilitäten einfach lieben muss.

Die einzelnen Geschichten seines Buches zeigen ein Bild, das quer durch die englische Gesellschaft geht. Vom einfachen Arbeiter bis zum Gentleman, von der Verkäuferin bis zum Etan-Schüler oder einer bekannten Schauspielerin. Die Geschichten stammen alle von vor dem Brexit und wirkten zu Anfang ein wenig düster und bedrückend. Bei Sätzen wie „Es ist nicht schön, der Verzweiflung so nahe zu kommen.“ fühlt man mit den Protagonisten mit, denn man weiß ja, dass es sich hier um echte Menschen handelt und nicht um Romanfiguren. Und so schwankt der Leser von einem Stammtisch von Bergleuten zu einer Satireshow, von dort zu englischen Spionen des John le Carré um dann bei Eaton Schülern zu landen usw.

Eröffnet wird die Geschichtensammlung mit einer Reise, die der Autor mit Prinz Charles unternahm, respektive ihm folgen durfte, um seinen Tagesablauf kennenzulernen. Im Laufe dieser Geschichte schafft es der Autor dem Leser ein Gefühl von Mitleid für den Prinz zu geben, denn ob dieser jemals König werden wird, ist eigentlich mehr als fraglich. Diese Geschichte weckt dann auch leise Zweifel, ob Prinz Charles überhaupt König werden möchte?

Im Laufe der Geschichten wird das dunkle Gefühl ein wenig heller, aber man merkt deutlich dass die Engländer, genau wie wir Deutschen, einen Schaden haben. Die Erzählungen von Herrn Scheuermann sind nie despektierlich, sondern wahren das Wesen und die Authentizität der interviewten Menschen. Selbst wenn es ihm schwerfällt, einem splienigen Ufologen mit Neutralität zu begegnen, so nimmt er diesen doch in seiner Art ernst, was mir als Leser sehr gut gefällt.

Man muss dieses Buch nicht in einem Rutsch durchlesen, außer man interessiert sich für diese Art von Geschichten. Aber auch wenn nicht, sind alle Geschichten durchweg unterhaltsam und gut geschrieben und das Buch eignet sich auch, um einfach mal querbeet einzelne Geschichten zu lesen. Im Gegensatz zu anderen Penguin Büchern wirkt die Qualität des Buches nicht ganz so hochwertig wie die bereits besprochenen. Das Papier ist ein wenig gröber, der Schrift Spiegel ein wenig groß geraten, aber alles in allem nimmt man auch dieses Buch gerne in die Hand, denn es weiß zu unterhalten und bringt uns das Land voller Exentriker ein wenig näher.


Medium Taschenbuch
Buch Genre Sachbuch
Erscheinungjahr2016
Verlag/LabelPenguin Verlag
AutorChristoph Scheuermann
ISBN/Asin978-3328102083
Seitenzahl240