von Verschiedene

Alltagsgeschichten aus der DDR 1946-1989.
45 Geschichten und Berichte von Zeitzeugen.

Nicht nur vom Schlangestehen und von Urlaubsfreuden wird in diesem Buch erzählt. Begebenheiten aus mehr als 40 Jahren lassen eine lebendige Zeitreise entstehen. Authentisch, amüsant und leider oft auch bitter geht es durch den sozialistischen Alltag. Spannend wird es in manchen Geschichten, wenn die allgegenwärtige Staatsmacht uniformiert oder als Stasi-Mitarbeiter auftaucht. Sagt der Klappentext.

Was genau haben wir denn da? Optisch ansprechend gestaltet, fühlt es sich nicht nur wertig an, auch die Haptik, gerade wichtig beim Lesen eines Papierbuches, ist hochwertig. Der Umschlag und das Papier fühlen sich einfach gut an und man mag es gerne in die Hand um darin zu blättern. Ich halte hier die 4. Auflage in Händen, also scheint es beim Leser gut anzukommen.

Zu Beginn haben wir eine übersichtliche Inhaltsangabe, mit Namen des Verfassers und dem Titel. Dann folgt eine Liste der Ort, die in diesem Buch genannt werden, sowie ein Sachregister, in dem einige Personen und Begriffe aufgeführt werden, z.B. „HO“ Staatliche Handelsorganisation. Sie erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit, erscheint mir aber auch ausreichend zu sein.

Leider gibt es weder ein Vorwort noch ein Nachwort. Das hätte ich dem Leser gegenüber netter gefunden. So geht es gleich mit einem Erlebnis los. Es hätte mich schon interessiert, warum es beispielsweise zu einer 4. Auflage gekommen ist. Schade.

Die Palette der Erzählungen ist so vielschichtig wie die Autoren und ihre Erlebnisse ihrer Zeit. Man merkt den Schreibstilen an, dass sie von unterschiedlichen Leuten kommen und ob sie das schon öfter gemacht haben oder gerade erst ihre Geschichte erzählen. Dabei sind sie zeitlich in chronologischer Reihenfolge, und nicht z.B. Nach Kategorien, aufgelistet.

Als Westdeutscher, mit einem völlig anderen Hintergrund, kann ich trotzdem so manche Dinge nachvollziehen, die auch in meiner Jugend nicht unähnlich waren. Die DDR-Spefizischen Erlebnisse sind dabei für mich besonders spannend, den bis zu einem gewissen Zeitpunkt kannte man natürlich nur die BRD-Sichtweise, wenn es diese denn gab. Die Zeit kurz nach dem Krieg ist für mich natürlich wesentlich ferner, empfinde sie aber als äußerst spannend.

Zu Beginn der einzelnen Geschichten wird am oberen Rand aufgeführt, wo und wann die Erlebnisse stattgefunden haben. Da frage ich mich, ob man das im Inhaltsverzeichnis nicht auch hätte unterbringen können, zumindest das Jahr hätte ich interessant gefunden. Viele der Berichte sind auch mit entsprechenden Fotos gewürzt, was den Text auflockert und noch persönlicher gesatltet. Sehr schön auch die Geschichte von Antje Krasselt, die ein Interview mit ihrer Uroma geführt hat, da sie selbst diese Zeit vor der Wende nicht mehr erlebt hat. Schöne Idee, das in diesen Buch mit aufzunehmen. Etwas, das ich leider verpasst habe.

Ich fand die Geschichten rundum gelungen, spannend und interessant. Vor allem weil ich aus dem Westen bin. Natürlich gab es in der BRD ähnlich gelagerte Erlebnisse, aber die aus der ehemaligen DDR haben doch irgendwie etwas Exotisches, da sie nicht mehr existiert und nur noch in den Geschichten darüber weiterlebt. Von meiner Seite aus eine volle Empfehlung.


Medium Taschenbuch
Erscheinungjahr2020
Verlag/LabelZeitgut Verlag
AutorVerschiedene
ISBN/Asin978-3-86614-264-0
Seitenzahl313