Klappe zu Balg Tot - Bitterböse Kurzgeschichten
Die Autorin Regina Schleheck ist für abstruse, abgedrehte, aufregende, aufwühlende und anregende Geschichten bekannt. Ihr Humor ist manchmal rabenschwarz und sarkastisch, steht aber immer irgendwie auf der menschlichen Seite, ohne sardonisch oder sadistisch zu sein. Die Morde ihrer Protagonisten ergeben sich immer aus deren Erlebnissen, ihren Erfahrungen und deren Hintergrund. Wie der Untertitel dieses Bandes eben auch schon so schön anpreist.
Aber es muss nicht immer ein Mord oder ein sehr merkwürdiges Dahinscheiden sein. Wer kommt auf die Idee, einen Menschen in siedendem Fett zu ertränken? (Nein, das ist kein Spoiler, sondern kommt in einer anderen Geschichte vor). Aber Regina kann auch anders. Ich darf mir den Vornamen erlauben, denn wir kennen uns tatsächlich schon eine Weile.
In der Kurzgeschichtensammlung „Klappe zu Balg Tot - Bitterböse Kurzgeschichten“, in der dritten Auflage, geht es eben nicht nur um abgedrehte Morde, aus den Irrungen und Wirrungen der Menschen. Nein, sie kann auch „verrückte“ Geschichten erzählen, die vollkommen ohne Leichen auskommt, was ich persönlich äußerst sympathisch finde. Dabei wandelt ihre Sprache von geschliffenen Worten, bis hin zu einer „Schnodderschnauze“, bei der der Leser sofort weiß, woher die Person kommt und aus welchem Umfeld sie stammt. Großartig umgesetzt und niemals beleidigend oder herabwürdigend. Ebenfalls großartig!
Es macht einfach Spaß sich abends noch für einige Zeit hinzusetzen, und dem Universum der Frau Schleheck einzutauchen. Wer sie einmal in einer Lesung erlebt hat, hört ihre Stimme beim Lesen, als wenn sie die Geschichte vorliest. Die Art, wie sie vorträgt und betont, macht einfach nur Spaß. Wenn der geneigte Leser also einmal die Möglichkeit hat, einer Lesung beizuwohnen, so sollte er dies unbedingt wahr nehmen. Aber eigentlich ist das ein anderes Thema. :)
Die 24 bitterbösen Kurzgeschichten sollte man genießen und nicht in einem Happen herunterschlingen. Nur in den einzelnen Häppchen kann sich das Bitterböse entfalten, den Gaumen hinunterrutschen und ein Schaudern erzeugen. Man sollte sie genießen, die Abgründe der Menschlichkeit, die Regina Schleheck hier in mannigfacher Ausführung darbietet. Mir war es ein Genuss!